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Gründung der Stadt Phanagoria

Phanagoria Pr002



Karte nach Herodot (440-425 v.Chr.) - Rekonstruktion  
[Gill, 2004, Slide #109]

     "Herodot schrieb seine Geschichte in der Mitte des 5. Jh.v.Chr. Sein Bericht sollte vornehmlich den langen Kampf der Griechen mit dem Persischen Reich dokumentieren, Herodot hat jedoch darin alles aufgenommen, was er über die Geographie, die Geschichte und die Völker der Welt in Erfahrung bringen konnte. Sein Werk und die Karte, die aus seinen Beschreibungen rekonstruiert werden kann, stellen unsere bedeutenste Quelle zu den Vorstellungen der Griechen über die Welt im 5. Jh.v.Chr. dar.

     Herodot war nicht nur ein großer Schriftsteller, sondern auch ein Abenteuerreisender. Seine Forschungen führten ihn von seiner Heimat Halikarnassos in Kleinasien ... durch den größten Teil der damals bekannten Welt. Seine geographischen Aufzeichnungen bauen auf seine eigenen Beobachtungen und auf die Erzählungen der Menschen denen er begegnet ist auf. Er hat die Welt viel realistischer betrachtet als manch einer seiner Zeitgenossen; manchmal geht er sogar soweit, daß er den Wahrheitsgehalt der Berichte aus zweiter Hand anzweifelt. Wie müssen davon ausgehen, daß er mit Theorien über die Kugelform der Erde vertraut war, aber obwohl er oft kritisch gegenüber anderen Geographen war, scheint er selbst noch daran geglaubt zu haben, daß die Welt eine Scheibe sei. Von diesem Standpunkt aus hat er dennoch ein Bild der Welt entworfen, welches der Wahrheit sehr nahe kommt." [Gill, 2004, Slide #109].

     Im 6. Jh.v.Chr. setzte eine Kolonisationswelle aus Griechenland ein, die das gesamte Mittelmeergebiet erfaßte. Im Zuge dieser Gründung von neuen Städten wurde auch die ganze Küste des Schwarzen Meeres von Griechen besiedelt.




Phanagoria Pr003


Phanagoria und Bosporanisches Reich- Chronologie 800 v.Chr. - Zeitenwende

    Die Kimmerier waren das erste Volk aus dem Osten, das unter dem Druck der Skythen im 8. und 7. Jh.v. Chr. nach Westen gewandert ist und sich an der Nordküste des Schwarzen Meeres und auf der Krim niedergelassen hat. Die Halbinsel und die Meerenge zwischen dem Schwarzen und dem Asowschen Meer wurden nach Ihnen benannt. Die Kimmerier waren ein kriegerisches Volk. Ihre Raubzüge erreichten das Reich der Urartu und Phrygien. Obwohl sie das Pferd noch nicht kannten, [Rice, 1957] hatten sie sogar für kurze Zeit Sardis, die Hauptstadt des Königreichs von Lydien eingenommen.

    Im 7. Jh.v.Chr. wurden die Kimmerier von den Skythen verdrängt, die ihrerseits durch die Sarmaten im Osten unter Druck geraten waren. Die Kimmerier wurden praktisch vollständig vernichtet und treten nicht mehr geschichtlich in Erscheinung.







Phanagoria Pr004

                                                                                     
Kimmerischer Bosporus - Gründung der Stadt Phanagoria

     Etwa um 540 v.Chr haben Griechen unter dem Druck der Perser die ionische Stadt Teos verlassen und siedelten in der von Klazomenai mit wenig Erfolg gegründeten Stadt Abdera in Thrakien, sowie auf der Taman-Halbinsel [Strabo]. Sie gründeten dort auf einer Insel die Polis Phanagoria (Φαναγόρια, Φαναγόρεια), benannt nach ihrem Anführer Phanagoros (Φανάγορος, Φαναγόρας). 

     Die Stadt lag günstig auf der asiatischen Seite des Kimmerischen Bosporus. Die Ebenen des Kuban (Υπανις) waren fruchtbar, das Land verfügte über große Süßwasserreserven, das Meer war fischreich und Wild gab es auch in großen Mengen. Der Gütertransport wurde durch die Wasserwege und den Zugang zum Meer erleichtert. Phanagoria entwickelte sich zum Emporion (εμπόριον, allgemeine Bezeichnung für Handelshäfen nach dem so benannten Handelsteil des Hafens von Piräus), zum Handelszentrum an der Ostküste der Meerenge und konkurierte mit  Pantikapaion (Παντικάπαιον), heute Kerch, auf der europäischen Seite.

     Handel wurde mit der einheimischen skythischen Bevölkerung getrieben. Im 4. Jh.v.Chr. stammte der größte Teil des Getreides, welches das Bosporanische Reich zum griechischen Festland exportierte, von der Tamanhalbinsel [V.D.Kuznetsov, 2003].

     Die in der Karte eingezeichnete Schiffsroute soll ein Hinweis darauf sein, daß die Seefahrt im 6. Jh.v.Chr. im Wesentlichen Küstenschiffahrt war.



Phanagoria Pr005


Phanagoria und Bosporanisches Reich- Chronologie 800 v.Chr. - Zeitenwende

     "Im Jahre 512 v. Chr. überschritt der Perserkönig Dareios mit einem großen Heer den Istros (die Donau) und drang in skythisches Gebiet ein. Herodot gibt die Stärke des persischen Heeres mit 700 000 Mann an. ...Die skythischen Führer beschlossen, „sich langsam immer weiter zurückzuziehen, die Brunnen und die Quellen zu verschütten und das Gras vom Erdboden zu vertilgen". Sie wollten durch kleine Überfälle die persischen Truppen vernichten, die Kräfte des Gegners erschöpfen und allmählich das Kräfteverhältnis zu ihren Gunsten verändern.

     In der ersten Periode des Krieges zogen sich die Skythen ständig nach Osten in Richtung Rha (Wolga) zurück, verwüsteten das Land und lockten die Perser in die Steppen. ... Sie teilten ihre Kräfte in zwei Abteilungen. Einer davon schlossen sich die Sauromaten an. Diese Abteilung zog sich an der Küste des Mäotis-Sees (des Asowschen Meeres) entlang auf den Tanais (Don) zurück. Sie hatte die Aufgabe, zum Angriff überzugehen, sobald die Perser den Rückzug antraten. Die andere Abteilung der Skythen sollte mit zwei verbündeten Stämmen den Persern einen Tagesmarsch vorauseilen und den Feind in das Gebiet der Stämme locken, die nicht gegen die Perser kämpfen wollten. ...

     Mit einer raschen Bewegung nach Norden und später nach Westen umgingen sie das persische Heer und standen jetzt in seinem Rücken auf skythischem Gebiet. Jetzt mußten sich die Perser nach Westen wenden, wenn sie die Skythen einholen und schlagen wollten. Sie hatten ständig zwei Abteilungen der Skythen vor sich, die sich die ganze Zeit einen Tagesmarsch vom persischen Heer entfernt hielten. Schließlich entsandte Dareios einen Botschafter zum skythischen König Idanthyrsos mit der Aufforderung, entweder zu kämpfen oder sich zu unterwerfen. Der Skythenkönig erwiderte, er werde den Kampf nicht aufnehmen, solange die Umstände für ihn ungünstig seien. ...

     Die Skythen übersandten dem persischen König ein Geschenk: einen Vogel, eine Maus, einen Frosch und fünf Pfeile. Ein persischer Magier erklärte Dareios den Sinn dieses „Geschenkes" folgendermaßen „Ich sehe", sagte er, „daß uns die Skythen verhöhnen. Die Geschenke haben folgenden Sinn: Wenn ihr Perser nicht fortfliegt gleich den Himmelsvögeln oder nicht gleich den Mäusen in die Erde kriecht oder nicht gleich den Fröschen in den See springt, so werdet ihr nicht zurückkehren und unter diesen Pfeilen fallen." Dareios mußte sich dem Ultimatum der Skythen beugen und führte selbst sein Heer an den Istros.

     Die Skythen entsandten Boten zu den Griechen, die die Brücke über den Istros bewachten, mit der Aufforderung, diese zu zerstören und so den Skythen zu helfen, das persische Heer zu schlagen, wodurch auch die Griechen vom persischen Joch befreit würden. Die Griechen hintergingen jedoch die Skythen. Sie führten einen Teil der Brücke fort und erweckten den Anschein, daß sie zerstört sei. Als jedoch das persische Heer nahte, stellten sie die Brücke wieder her. Nach dem aufreibenden Feldzug zogen sich die Perser unter hohen Verlusten in das eigene Land zurück." [Perser in Skythien, 2004]
 

Unabhängige Polis Phanagoria  -  Silberprägungen 425-375 v.Chr.  

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